Schiffbauort Ziegenort


Ziegenort ein nicht unbedeutender Schiffbauort

 

 

Ziegenort lebte zwar in erster Linie vom Fischfang und der Küstenschifffahrt

so war es aber auch ein Ort des Schiffbau am Haff.

Von den 204 Stettiner Seeschiffen des Jahres 1805 sind immerhin 10 in Ziegenort erbaut,

für die eigene Flotte kommen noch 5 hinzu.

Der Waldreichtum im großen Forst Ziegenort bot neben der günstigen Lage am Oderstrom

gute Voraussetzungen für einen florierenden Holzschiffbau.

Jedoch lassen sich Schiffbauer namentlich erst sehr spät nachweisen.

 

J. Christian Pretzer,

der in Ückermünde eine florierende Werft besaß und dort zwischen

1844 und 1868 ungefähr 50 Schiffe zu Wasser brachte, hatte 1856 in Ziegenort auf einer

fliegenden Baustelle den Schoner Wilhelmine gezimmert.

 

Theodor Miether

aus Swinemünde , setzte 1861 in Ziegenort ebenfalls einen einzelnen

Schoner , DIOGENES für Swinemünde , auf Stapel.

 

 C. Manthe

zimmerte seit 1874 bis mindestens 1891 mehrere Quatzen¹

Für Stettiner und Ziegenorter Fischhändler, so z.b.1891 die 41 BRT / 24 NRT²

große WILLY für Stettin.

Ziegenort besaß 1885 zwölf seegehende Segelschiffe mit insgesamt

743 NRT und 43 Mann Besatzung,

1890 waren es elf Segler mit 687 NRT und 39 Mann,

1895 acht Segler mit 572 NRT und 31 Mann , 1900 zwei Segler mit 133 NRT

und acht Mann.

 

Heinrich Brüsewitz ,

Ziegenort

Bedeutendster Schiffbauer in Ziegenort war

Johann Heinrich Brüsewitz , jüngster Sohn des seit 1803 in Wollin

nachweisbaren Schiffbaumeisters Carl Brüsewitz.

Als sein erster Neubau gilt die 1851 fertiggestellte

Schaluppe ANNA MARIA für Altwarp.

Insgesamt lassen sich bis 1882 für die Werft

24 Neubauten mit zusammen etwa 3000 Registertonnen

nachweisen, darunter elf Schoner, sechs Briggs, drei Barken,

zwei Schaluppen und ein Lugger.

Bemerkenswert ist der Umbau des Schoners FRIEDRICH WILHELM

1871 zur Schonerbark. Seine größten Schiffe waren die zu

323 NRT vermessene Bark OTTILIE von 1865,

die 282 NRT große Brigg AURELIUS von 1868

und die 1872 gebaute Bark AMALIE mit 278 NRT,

die alle in Stettin registriert wurden.

1881 hatte der Sohn Franz Brüsewitz den Betrieb übernommen.

Ob er die Werft schon ab ca.1887 für seinen nicht mehr

gesunden Vater leitete, kann nur vermutet werden.

Außer dem Rahschonner ROBERT werden von nun an keine

nennenswerten Neubauten mehr geliefert.

J.H.Brüsewitz starb 1883 in Ziegenort.!

 

Liste der von J.H.Brüsewitz, Ziegenort, nach 1870 gebauten Fahrzeuge³

Typ

Name

Baujahr

Größe

Auftraggeber

Sr

AUGUSTE

1870

62 NRT

Kapt.F.W.F.Krauthoff, Ziegenort

KR:H.Gillischewski,Wolgast

GSr

ORION

         1871

68 NRT

Kapt.H.J.E.Büttner,Wollin

KR:H.Gillischewski,Wolgast

SrBk

FRIEDRICH WILHELM

1871

153 NRT

Kapt.F.Frentz , Grabow

KR:F.W.Otto , Stettin

Bk

AMALIE

1872

278 NRT

Kapt.F.Book , Stralsund

KR:F:W:Otto , Stettin

Sr

ANNA

1877

74 NRT

Kapt.A.J.W.Knochenhauer ,Stettin

KR: J. Fritz , Stettin

Sr

ALBERTINE

1880

73 NRT

Kapt.A.Ressel , Wollin

Sr

ROBERT

1882

74 NRT

Kapt.R.W.A.Krauthoff , Ziegenort

 

Foto Groß Ziegenort mit der Bootsbauerei von Wittmüß und der als Kahnbauerei "

bezeichneten Werft am Nordende des Hafens. ( Aus: Hafenpläne der Ost- und Nordsee,1927)

 

 

¹ Quatzen ( Quatze ) –war eine an der pommerschen Küste

verbreiteter Typ von Transportbooten für lebende Fische.

² NRT- Nettoregistertonne veraltete Maßeinheit für Seeschiffe

1NRT = 2,83 m³

³ Da in Ziegenort eine Bootswerft war –wurde für kleinere Schiffe das Wort Fahrzeuge gebraucht.

 

Bedanken möchte ich mich bei Herrn Karting

 Autor des Buches Deutsche Schoner, Band 4

 

Der Bau hölzener Schoner nach 1870 an der Deutschen Ostseeküste von Pommern bis Ostpreussen

ISBN : 978-3-89757-193-8

 

Ohne dessen Hilfe und freundlicher Genehmigung dieses nicht möglich gewesen wäre.

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